Evangelisationsstil

Submitted by Irmgard on

„Hilfe, ich soll evangelisieren!“ Vielen fährt ein kalter Schauer über den Rücken oder sie haben sogar Angst- und Schuldgefühle, wenn sie das Wort „Evangelisation“ nur hören.  Sie haben das Bild eines lebhaften, extrovertierten, in der Regel männlichen Redners, der mit der Faust auf die geöffnete Bibel schlägt und Feuer und Schwefel herabbeschwört vor Augen. So verzichten sie lieber und überlassen es den ausgebildeten Spezialisten mit mindestens vier Jahren Bibelschule auf dem Buckel. Was für eine Tragödie für die Menschheit!  

(Kompletter Artikel mit Auswertungstabellen siehe PDF-Datei; für Test siehe Excel)

Evangelisieren: Nein danke!

Dabei hat dich Gott doch genau so geschaffen, wie er dich haben wollte. Es ist wirklich befreiend zu wissen, dass Gott genau wusste, was er tat, als er dich schuf. Er gab dir Gaben, eine Persönlichkeit und einen eigenen Charakter – und das ist gut so. Du musst nicht zu einem Billy Graham werden, um zu evangelisieren. In der Bibel lesen wir von mindestens sechs verschiedenen Evangelisationsstilen. Mit dem folgenden Test wollen wir herausfinden, welchen Stil du persönlich hast. Dieser Tests ist sicher nicht 100%-ig zutreffend – er kann jedoch eine Tendenz zu einem oder mehreren Stilen aufzeigen. Versuche nicht etwas zu sein, was du nicht bist – aber sei das, wofür Gott dich bestimmt hat!

Also, los geht's:
Lies die Fragen genau und kreuze die zutreffende Antwort an!

  • Ich kann sehr direkt sein und Menscen damit auch in Verlegenheit bringen.
  • Ich spreche oft instinktiv Dinge an, die mein Gegenüber zur Zeit gerade beschäftigen.
  • Ich spreche gerne über meine Bekehrung.
  • Mich interessiert eher das Alltagsbezogene als das Theoretische.
  • usw.

Auswertung

Die Evangelisationsstile

Leitvers:
„Genau so soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. An euren Taten sollen sie euren Vater im Himmel erkennen und ihn auch ehren.“ Mt 5,16

Evangelisationsstile:

Der konfrontative Stil

 (Beispiel aus der Bibel):

Petrus war ein Konfrontationsevangelist. Man sieht das deutlich in seiner Pfingstpredigt (Apost. 2). „Hört gut zu!“ begann er; dann legte er dar, wie die alttestamentliche Prophezeiungen sich in Jesus erfüllten und wie er der Messias war, und schliesslich rief er: „Alle Menschen in Israel sollen daran erkennen, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Retter der Welt gemacht hat!“ (Vers 36). Mit anderen Worten: „Ihr habt den Falschen kreuzigen lassen!“ Petrus nahm den Stier bei den Hörnern. Seine Predigt war ein Frontalangriff. Und sie wirkte: Dreitausend Menschen kamen zum glauben an Christus. Petrus war der Typ für solche Predigen, der Mann der Tat. (Auf dem Wasser gehen, Schert im Garten Gethsemane). Holzhammerevangelisation? Vielleicht, aber Tausende sind durch sie zum Glauben gekommen.

Leitvers:

„Verkünde den Menschen Gottes Wort. Setze dich dafür ein, und zwar überall und zu jeder Zeit! Rede ihnen ins Gewissen, weise sie zurecht, und ermutige sie, wo es nötig ist. Lehre sie geduldig, den richtigen Weg zu gehen.“ 2. Tim 4,2

Zeitgenossen:

Billy Graham, Luis Palau, Ulrich Parzany, Reinhard Bonnke, Leo Bigger 

Charaktermerkmale:

optimistisch, beherzt, konkret, selbstsicher, mutig, direkt

Hinweis:

Redner oder Ansprechperson an Evangelisationen, Strasseneinsätze... 

Entwicklung:

EE-Training (Evangelisation Explosiv)

Der Argumentations-Stil

(Beispiel aus der Bibel):

Der Apostel Paulus benutzte oft die Art der Argumentationsevangelisation. Er war gebildet und hochintelligent, ein Denker und Analytiker, der es liebte, Argumente abzuwägen, Beweise zu finden und Fehler zu widerlegen. Er wusste, dass es Leute gab, bei denen sich zuerst das Denken bekehren musste. In Athen diskutierte er mit der intellektuellen Elite der Stadt, wobei er geschickt den „Altar des unbekannten Gottes“ als Aufhänger zur Darstellung des Wahren Gottes benutzte (Apg. 17). Ich kann mir gut vorstellen, wie Petrus in Athen eingefahren wäre – wie er sich neben den Altar des unbekannten Gottes gestellt und gerufen hätte: „Was wollt ihr mit diesem Altar? Reisst ihn ab und betet endlich den richtigen Gott an!“ Aber damit hätte er bei den Athenern nichts ausgerichtet. Sie brauchten den intellektuellen Stil des Paulus.

Leitvers:

„...Sie sind mächtig genug, jede Festung zu zerstören, jedes menschliche Gedankengebäude niederzureissen, einfach alles zu vernichten, was sich stolz gegen Gott und seine Wahrheit erhebt. Alles menschliche Denken nehmen wir gefangen und unterstellen es Christus.“ 2. Kor 10,5

Zeitgenossen:

Bill Craig, C.S. Lewis, Lee Strobel, Wolfram Kopfermann, Fredy Staub

Charaktermerkmale:

stichhaltig, bildungshungrig, logisch, sachorientiert

Hinweis:

Achte darauf, nicht streitsüchtig in Argumentationsfragen stecken zu bleiben.

Einsatzgebiet:

Diskussionsrunden, Redner an Evangelisationen, Skeptiker-Forum, Reiseleitungen, Bibelstunden...

Entwicklung:

Lies Bücher, besuche Seminare, sprich mit intellektuellen Menschen

Der zeugnishafte Stil

(Beispiel aus der Bibel):

Das 9. Kapitel des Johannesevangelium berichtet, wie Jesus einen stadtbekannten, blinden Bettler heilte. Die Religionsexperten verhörten die Eltern des Geheilten und mehrere Male diesen selbst. Er verstand es nicht auf die theologischen Zwistigkeiten, aber, so seine entwaffnend einfache Antwort: „Eines weiss ich: Ich war blind, und jetzt kann ich sehen“ (Vers 25). Mit anderen Worten: „Denkt was ihr wollt, für mich ist die Sache klar.“

Zeugnisevangelisten packen ihre Zuhörer nicht am Kragen noch versuchen sie, sie durch Argumente zu überzeugen. Sie erzählen einfach, wie Jesus Christus in ihrem Leben gewirkt hat.

Leitvers:

„Wir geben euch nur das weiter, was wir selber gesehen und gehört haben, damit ihr mit uns im Glauben verbunden seid.“ 1. Joh 1,3a

Zeitgenossen:

Joni Eareckson Tada, Walter Heidenreich, Regula Horisberger, Nick Vujicic, Johannes Hartl, Torsten Hartung

Charaktermerkmale:

kommunikativ, Zuhörer, expressiv, überwältigt von Gott

Hinweis:

Erzähle nicht einfach „nur“ deine Geschichte, sondern fordere deine Gesprächspartner heraus.

Einsatzgebiet:

Erlebnisberichte in Predigten, Evangelisationen und Gemeindebriefen weitergeben. Gesprächsrunden, Frühstückstreffen...

Entwicklung:

Sprich mit Menschen über deine Erfahrungen, besuche Rethorik- oder Kommunikationsseminare damit du deine Erlebnisse noch packender erzählen kannst

Der beziehungsorientierte Stil

(Beispiel aus der Bibel):

In Lukas 5 lesen wir vom Zöllner Matthäus. Nachdem Jesus ihn zu seinem Jünger gemacht hat, organisiert er eingrosses Fest. Dazu lud er nicht nur Jesus ein, sondern auch seine Freunde und viele Zolleinnehmer (Vers 29). Er benutzte sein bestehendes Beziehungsnetz, um seine Freunde mit Jesus in Kontakt zu bringen. Dabei kümmerte es Jesus wenig, was die anderen Leute
über diese Party dachten – er war gekommen Kranke zu heilen (Vers31.) Matthäus musste nicht erst wildfremde Menschen ansprechen. Er sah, dass sein Evangelisationsgebiet bei seinen bestehenden Beziehungen ansetzen konnte!

Leitvers:

„Wer es auch sei, ich stelle mich ihm gleich, um auf jede erdenkliche Weise wenigstens einige Menschen zu retten.“ 1. Kor 9,22

Zeitgenossen:

William Booth, Regula Schneider

Charaktermerkmale:

Gesellschafter, einfühlsam, sensibel, extrovertiert, menschenorientiert

Hinweis:

Achte darauf, dass du Freundschaften nicht höher als die Wahrheit wertest.

Einsatzgebiet:

Nachbarschaftsarbeit. Organisieren von Anlässen (Partys, Sportanlässen, Bällen...), Leiten von Kleingruppen, Hauskreisen...

Entwicklung:

Triff dich mit Nichtchristen. Pflege deine bestehenden Beziehungen. Sprich über den Glauben.

Der einladende Stil

(Beispiel aus der Bibel):

Ich schätze, du kennst die Geschichte von Jesus und der samaritischen Frau am Jakobbrunnen aus Johannes 4. Diese Frau kam währen des Gespräches mit Jesus zu der Überzeugung, dass er der Sohn Gottes war. Aufgeregt lies sie ihren Wasserkrug stehen, lief ins Dorf und sagte zu den Leuten: „Kommt und seht euch den Mann an, der mir alles gesagt hat, was ich jemals getan habe!

Vielleicht ist er der versprochene Retter!“ (Vers 29). Sie gingen mit
und viele von ihnen fanden zum Glauben (Vers 39). Die samaritisch Frau war eine Einladungsevangelist. Sie konnte keine Reden halten, und so versuchte sie gar nicht erst, ihren Nachbarn ihr ganzes Gespräch mit Jesus erzählen, sondern lud sie kurzerhand ein, ihn persönlich kennen zu hören.

Leitvers:

„Geh auf die Landstrassen“, befahl der Herr, „und bringe her, wen du finden kannst! Jeder ist eingeladen. Mein Haus soll voll werden.“ Lk 14,23

Zeitgenossen:

Ruth Graham, D.L. Moody, Paul Deitenbeck, Berta Isselmann 

Charaktermerkmale

gesellig, einladend, kontaktfreudig, gewinnend

Hinweis:
Überlasse das Reden nicht nur den Andern.

Einsatzgebiet:

Gib dem Prediger und den Veranstaltern konstruktive Feedbacks, wie sie ihre Angebote einladender gestalten können. Bring Leute mit an Alfa-Kurse, Gemeindeversammlungen, Evangelisationen...

Entwicklung:

Überlege im Gebet, welche Leute du wann, wohin einladen willst. Lass die nicht entmutigen – bleib dran.

Der dienende Stil

(Beispiel aus der Bibel):

Eine der liebenswürdigsten biblischen Gestalten wird uns in Apostelgeschichte 9 vorgestellt. Sie war eine Christin Namens Tabea, die stadtbekannt dafür war, dass sie viel Gutes tat und Kleider für die Armen nähte (Vers36). Sie war keine
Strassenevangelistin, und es ist unwahrscheinlich, dass sie je eine Predigt gehalten hat. Aber durch ihre praktischen guten Taten war sie ein lebendiger Wegweiser zu dem Gott, der Menschenherzen umwandeln und mit Liebe füllen kann. Las dir von niemandem Minderwertigkeitskomplexe verpassen, bloss weil du nicht Strassenevangelisationen predigst. Dein stiller Dienst ist genau so viel wert. Tue ihn fröhlichen Herzens und sage den Menschen, die dich danach fragen, warum du ihn tust.

Leitvers:

„Genau so soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. An euren Taten sollen sie euren Vater im Himmel erkennen und ihn auch ehren.“ Mt 5,16

Zeitgenossen:

Mutter Teresa, Pfarrer Sieber, Schwester Christa Steffens, Ida Huber, Franz von Assisi

Charaktermerkmale:

ruhig, beharrlich, selbstlos, zuvorkommend

Hinweis:

Achte darauf, dass Worte kein Ersatz für Taten und Taten kein Ersatz für Worte sind.

Einsatzgebiete:

Arbeitseinsätze (Inserate in Zeitung), Geschenke an Bedürftige, Hilfeleistungen in Projekten und Anlässen...

Entwicklung:

Hilf wo Not ist. Sprich über deine geistliche Motivation deines Dienst, benutze ihn aber nicht zur Manipulation. Lass dich nicht ausnützen.

Quellennachweis:

Inhalt: Adrian Jaggi, adrian.jaggi [at] besj.ch (adrian[dot]jaggi[at]besj[dot]ch) 

Titelbild: Clipart mit freundlicher Genehmigung des Verlages buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart - www.ejw-buch.de

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