Commitments - Die Schlüssel zur Perfektion

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Die Mannschaft profitiert von den Stärken jedes Einzelnen.

Die Schlüssel zur Perfektion

Eine Mannschaft ist dann Spitze, wenn sie von den Stärken jedes Einzelnen profitiert. Was heisst das aber in der Praxis? Bertrand Théraulaz, Volleyballtrainer und Koordinator der französischprachigen Trainerausbildung von Swiss Olympic, kennt den Weg. Er führt über Commitments.  

„Um herauszufinden, wer für das Team was und wie leisten kann, braucht es ein Mannschaftsprojekt.“ Als ehemaliger Spitzentrainer im Volleyball – an der Seite  von Georges-André Carrel – weiss Bertrand Théraulaz, wovon er spricht. Dabei spielt das Niveau der Mannschaft keine Rollle: Die Spieler, die Betreuer, der Vorstand und andere involvierte Personen müssen eine gemeinsame Vision haben. „Damit ein Team erfolgreich funktioniert, muss man sich Zeit für das Entdecken gemeinsamer Werte nehmen. Zu oft sorgt man sich zuerst ums Umfeld und die zur Verfügung stehenden Mittel. Taucht dann ein Problem auf, wie beispielsweise ungenügende Resultate, sind die Gründe nicht erklärbar und jeder such den Fehler beim anderen.“  

Ein Kompass für das Team
Die Trainingsbedingungen – Trainingseinheiten, zur Verfügung stehende Trainer, material usw. – sind je nach Team verschieden. Es gibt also kein Patentrezept. Wenn es aber gelingt, das Verhalten der Spieler und ihre verschiedenen Persönlichkeiten in den Dienst von gemeinsamen Werten zu stellen, sind bereits wichtige Schritte in Richtung Erfolg getan.

Gemäss Bertrand Théraulaz hat das Suchen und Finden von gemeinsamen Werten oberste Priorität. Werte, für die Spieler -  und ihr gesamtes Umfeld – kämpfen wollen. So abstrakt es klingt: Das „Virtuelle“ muss zuerst konstruiert werden (siehe Abb. 1).  Bekanntlich werden jedoch Begriffe verschieden interpretiert. Sie müssen daher gesammelt, diskutiert und sortiert werden, um für das Team oder den Club zu einem internen Kompass zu werden. Jeder muss sich jederzeit darauf beziehen können, um festzustellen, ob er mit seiner Einstellung oder seinen Leistungen die gemeinsamen Werte unterstützt oder nicht.

Abb1: Das Suchen und Finden von gemeinsamen Werten

Sport als Mission
Wenn das Team einmal gemeinsame Werte gefunden hat, muss es sich über seine Aufgabe, seine Daseinsberechtigung, die Ergebnisse, die es erreichen will und über seine Ziele klar werden. „Als konkretes Beispiel erwähne ich die Aufgabe, die sich die Schweizer Herrennationalmannschaft im Volleyball – sie greift seit diesem Jahr wieder aktiv ins Geschehen ein – gestellt hat. Für sie gilt einerseits, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie wieder voll da ist, und andererseits möchten sie vor allem den Nachwuchs begeistern.“

Aber auch der Trainer, die Lehrperson oder der Leiter muss sich eine klare Aufgabe stellen. In erster Linie müssen die Spieler und ihre eigenen Ressourcen ins Zentrum gestellt, bevor persönliche Ziele des Coachs verfolgt werden.    

Autonomie statt Hierarchie
Ein Mannschaftsprojekt – und damit die Definition gemeinsamer Werte – ist eines der Mittel, um das Team für ein- und dieselbe Sache zu begeistern. Es ist dann keine Frage mehr, wie ein Problem angepackt werden soll. Das Mannschaftsprojekt ist der Rahmen und das führende Geländer dafür. „Das Projekt fördert die Freiheit jedes Einzelnen innerhalb der allgemeinen Grenzen. Jeder Spieler soll seine Leistung optimal entfalten dürfen.“ Für Bertrand Théraulaz ist es wichtig, dass jeder Spieler Verantwortung übernimmt. Das ist für ihn einer von drei Schlüsseln zur Perfektion. „Der erste ist die Transparenz im Team, der zweiter die Entwicklung von Freiheit und Verantwortung und der dritte schliesslich die optimale Nutzung der Gegensätzlichkeiten der Spieler. Das ist nur möglich, wenn man Hierarchien durch autonome Teams ersetzt.“ Das hat eine erfreuliche Wirkung: die Freisetzung von ungeahnten Kräften in jedem Spieler.    

Die Dinge beim Namen nennen
Ein Mannschaftsprojekt gliedert sich in mehrere Phasen. In der Realität wird die erste Phase oft nicht vollständig realisiert. Nach der ersten Euphorie zu Beginn der Saison wird vielfach davon ausgegangen, dass alle die gleiche Motivation haben. In Wirklichkeit ist dies aber nicht so. Es genügt dann, zwei Spiele in folge zu verlieren, um festzustellen, dass die Zusammengehörigkeit rein oberflächlich ist. Die Spieler stützen ihren Entscheid nicht auf den gleichen Grundlagen ab und der Kompass, der sie führt und wieder zusammenbringt, fehlt. Das Modell der „bestmöglichen Bedingungen“ von dem Alain Mounir (MCP©, wird in der französischsprachigen Trainerausbildung verwendet) veranschaulicht die verschiedenen Phasen, wie sie idealerweise ablaufen (Abb. 2). 

Abb2: Detaillierte Darstellung der Phasen der bestmöglichen Bedingungen (MCP©)

 

Wenn man bedenkt, was in der ersten Phase alles stattfinden sollte, wird klar, dass dort Zeit investiert werden muss. Es ist dabei sehr wichtig, dass klar und eindeutig kommuniziert wird. „Der Trainer muss garantieren, dass die Dinge beim Namen genannt werden, denn das Ungesagte birgt oft die grössten Gefahren.“  

Bertrand Théraulaz ist Ausbildner, Dozent und Sportlehrer am BASPO. Der J+S Fachleiter im Volleyball hat sich auf die individuellen Unterschiede in der motorischen Entwicklung spezialisiert.  

Alain Mounir ist Berater, Ausbildner und Coach. Er arbeitet sowohl als Unternehmer als auch in der Trainerausbildung von Swiss Olympic.  

Gesagt – getan!

Wie soll man ein Mannschaftsprojekt angehen? Alain Mounir praktiziert eine einfache Methode, die Bertrand Théraulaz getestet hat und die alle Beteiligten mit einbezieht.

1.    Die Spieler schreiben die Werte auf, für die sie während der Saison kämpfen wollen. Ein Wert pro Blatt, in Grossbuchstaben.

2.    Die Papiere einsammeln und auf dem Boden verteilen.

3.    Das Team erhält folgende Aufgaben (Zeit: 20 Minuten):

  • Die Werte in vier Gruppen ordnen
  • Den wichtigsten Wert der Gruppe zuoberst platzieren, anschliessend wird diskutiert, jeder soll sich beteiligen 

 

4.    Die Verhaltensweisen und Haltungen, die für jeden Wert notwendig sind, werden in Worte gefasst. Die drei wichtigsten werden vom Team ausgewählt. Beispiele von Schlüsselhaltungen:

  • Flow: sich konzentrieren, Spass haben, andere anstecken
  • Austausch: kommunizieren, zuhören, sich öffnen
  • Teamarbeit: den anderen respektieren, Verantwortung übernehmen, unterstützen  
  • Ein Ziel verfolgen: Selbstvertrauen haben, sich selbst kritisieren, arbeiten    

Bibliografie Whitmore, J.: Coaching für die Praxis, Frankfurt, Campus Verlag, 1995 Blanchard, K.: Management durch Empowerment, Reinbek b. Hamburg, Rowohlt Verlag, 1999

Mounier, A.:  4 intelligences ... à temps! Vevey, Ed. CDO, 2001

Théraulaz, B.: Volleyball verstehen und unterrichten. Bundesamt für Sport Magglingen, 2003, Best.-Nr. 30.841.500d  

Quellennachweis:

Inhalt: Jugend+Sport, mobile 1, Dez. 2004, COMMITMENTS
Autorin: Véronique Keim 

copyright: www.mobile-sport.ch 

Bild: www.juropa.net

 

 

 

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